Bannewitz ist eine Reise wert

09.06.2017

Beim Abschied hieß es von allen: „До свидания! Auf Wiedersehen!“ - Vielleicht 2018?
Beim Abschied hieß es: „До свидания! Auf Wiedersehen!“

Bannewitz hat viel zu bieten und bei weitem nicht nur die Nähe zur Kunst- und Touristenstadt Dresden.

Zum zweiten Mal waren 25 weißrussische Gäste des Bannewitzer Musikvereins und verlebten hier 10 unvergessliche Tage. Gemeinsam mit Musikschülern aus Tschechien und Deutschland probten sie im ensemble interregio am letzten April- und ersten Maiwochenende (wir berichteten im Amtsblatt 5-2017). Doch da die etwa 20stündige Fahrt von Minsk nach Sachsen viel zu anstrengend (und auch zu teuer) gewesen wäre, verbrachten die Gäste die Zwischenzeit in Bannewitz.

Mit einer Stippvisite am Marienschacht begannen die erlebnisreichen Tage. Das Hexenfeuer am Abend vor dem Maifeiertag stimmte alle ein, wobei auch der imposante Backsteinbau des Malakow-Turmes beeindruckte (dass hier jahrzehntelang Uran für die Sowjets abgebaut wurde, verschwiegen wir lieber).

Am Maifeiertag starteten wir zu einer Exkursion zur Burg Königstein. Der tiefe Brunnen, die riesengroßen Fässer der schöne Blick in die Sächsische Schweiz – einmalige, faszinierende Erlebnisse.

Am Dienstag besuchten die Gäste die Bannewitzer Oberschule, die seit einigen Jahren den Namen „Am Marienschacht“ trägt. Schulleiter Gert Winter führte gemeinsam mit Bürgermeister Christoph Fröse durchs Schulhaus und die Fachkabinette. Die Kinder – alle besuchen zu Hause Schulen in der knapp 2-Millionenstadt Minsk – staunten nicht schlecht über die hervorragenden Bedingungen, mit denen unsere Schüler lernen dürfen. Der Bürgermeister hatte zuvor die weißrussischen Gäste im Rathaus begrüßt und ihnen ein leckeres Mittagessen spendiert, vielen Dank.

Am Nachmittag erfreuten die weißrussischen Musikschüler die Bewohner des Altenheim St. Clara der Nazarethschwestern e.V. in Goppeln mit einem Konzert im sehr schönen Saal. Sie spielten Ausschnitte aus dem erarbeiteten Programm des ensemble interregio. Mit stillem Lächeln und herzlichem Beifall dankten die betagten Zuhörer den jungen Musikerinnen.

Abwechslung bot am Donnerstag das Kegeln im Bannewitzer Keglerheim. Mit Begeisterung waren die Kinder bei der Sache und übertrafen sich im Wettbewerb der beiden Mannschaften. Schnell war die Stunde vorbei und alle um eine Erfahrung reicher, denn Bowling war ihnen bekannt, aber Kegeln noch nicht.

Auch Besuche der Bannewitzer Restaurants und Einkaufstempel standen auf dem Programm. Dank der großzügigen Unterstützung von McDonald's, der „Kleinen Konditorei“ in der Windbergstraße und der Eutschützer Mühle rissen die Besuche auch keine Löcher in die Kasse des Musikvereins. Danke. Dass neben dem Shoppen in real und Netto auch der Besuch einer Musikalienhandlung gewünscht war und dieser von Frau Schubert, die in Bannewitz wohnt, in ihrem Musik-Geschäft gleichen Namens realisiert wurde, sei nur am Rande erwähnt.

Natürlich war unsere Landeshauptstadt auch Ziel unserer weißrussischen Gäste. Toll, dass sich die Kinder für die Sehenswürdigkeiten sehr interessierten. Zwinger, Gemäldegalerie, Porzellanausstellung, technische Sammlungen – alles war gefragt, ebenso wie Frauenkirche, Fürstenzug und Brühlsche Terrasse. Überrascht haben wir sie mit dem Besuch des Deutschen Hygiene-Museums, das sie sehr interessiert drei Stunden durchstöberten. Eine solche Exposition ist eben einmalig und etwas ganz Besonderes.

Auch die Semperoper stand auf dem Wunschzettel unserer Gäste. (Wir hatten sie im Vorjahr mit einer Führung in russischer Sprache durch das Opernhaus erfreut.) Doch im Gegensatz zum Eintritt in die Museen – in Dresden ist dieser für Schüler frei – ist ein Opernbesuch doch recht kostenintensiv und ein passendes Stück stand auch nicht auf dem Spielplan.

Doch wie gut, dass wir in Bannewitz in der KulturTankstelle auch einen Saal mit Bühne, Vorhang und Theaterlicht besitzen. Operamania – die „Kleinste Oper der Welt“ spielte „almaviva“, eine Version des „Barbier von Sevilla“, teilweise in russischer Sprache und mit Händen und Füßen, so dass ein Dolmetscher ganz selten gebraucht wurde. Tomomi Okuno (Flötenlehrerin der Bannewitzer Musikschule) und ihr Partner Martin Rotter (Klarinette) aus Wien versprühten soviel Spiellaune, dass diese schnell vom Pubklikum aufgenommen wurde. Und da bei einer solch turbulenten Liebeskomödie am Ende zwei Darsteller nicht ausreichten, halfen spontan Gerald Scholz und Wiktor Kedalo als Braut und Bräutigam aus und legten einen begeisternden „Liebestanz“ auf die Bühne.

Noch heute – vier Wochen nach dem Besuch der Weißrussen hier in Bannewitz – erhalten wir Nachrichten, Fotos und Videos aus Minsk mit Worten der Erinnerung und der Dankbarkeit, die uns ein bisschen stolz und glücklich machen. Bannewitz ist wirklich eine Reise wert.

 

Und hier ein Schreiben der Freunde aus Minsk:

Schreiben der weißrussischen Delegation an die Gemeinde Bannewitz

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Fröse,
Im Namen der weißrussischen Delegation will ich Ihnen gegenüber Worte der Dankbarkeit äußern.
Vielen Dank für den herzlichen Empfang und für die informationsreiche Exkursion in der Bannewitzer Oberschule.
Weiterhin will ich Ihnen gegenüber unsere große Dankbarkeit für die erwiesene Unterstützung zum Ausdruck bringen, welche die Ankunft und die Teilnahme unserer Delegation am Projekt „ensemble interregio“ erst möglich gemacht hat.
Alles, was wir erlebten, war bewegend. Sie machen eine große Sache, Herr Fröse, denn unsere Kinder kamen nicht nur, um sich mit der Musik zu beschäftigen, sondern hatten durch all die Unterstützung auch die Möglichkeit Neues zu ergründen und viel Interessantes in den Museen und auch beim Besuch der Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Das Wichtigste aber war, dass diese Reise für unsere Kinder auch die Möglichkeit bot, Heilung durch unbelastete Natur und Luft zu erfahren und sich mit gesundem Essen zu ernähren. Es ist kein Geheimnis, dass gerade Weißrussland durch die direkte Nachbarschaft zur Ukraine, mit am meisten an der atomaren Tschernobyl-Katastrophe zu leiden hatte und immer noch leidet. Fast 45 Prozent des weißrussischen Territoriums sind von der Strahlung verseucht, und unsere Kinder müssen jeden Tag damit leben und sich auch von Früchten des verseuchten Territoriums ernähren.
Ihnen allen unsere tiefste Verbeugung und Hochachtung für die große Hilfe.

Mit vielen herzlichen Grüßen
im Namen der gesamten weißrussischen Delegation und persönlich von mir
Viktor Kedala

Zurück