10.06.2016
Mit der Europa-Hymne aus Beethovens 9. Sinfonie, dargeboten von über 100 Teilnehmern ging am Sonntag, dem 5. Juni eines der beeindruckendsten Konzerte des jährlich stattfindenden Projektes ensemble interregio zu Ende. Und nach den dankenden Worten durften in der Zugabe die vielen Zuhörer im dicht gefüllten Kirchenschiff und auf den Emporen mit in die Hymne einstimmen: „Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein!“
Ein überwältigender Abschluss von 10 ereignisreichen Tagen. Denn das gab es in der 18-jährigen Geschichte des ensemble interregio noch nie: Zwischen den beiden Wochenenden waren 27 Kinder und Jugendliche mit ihren Betreuern Gast des Musikvereins und erlebten ein vielfältiges Programm.
Doch der Reihe nach. Wie in den letzten Ausgaben des „Bannewitzer Blicks“ bereits berichtet, fand am letzten Maiwochenende in der Jugendherberge Bad Schandau das Probenlager statt. Pünktlich um 16.00 Uhr begannen die Proben unter Leitung von Prof. Volker Dietzsch von der Staatskapelle Dresden. Die nach einer über 20-stündigen Busfahrt angereisten Minsker hatten bereits in der Nacht zuvor Quartier bezogen. Schnell fanden sich die jungen Musiker aus Minsk, Usti n.L., Dubi, Radeberg, Bischofswerda, Tharandt, Dresden und Bannewitz zusammen, oft saßen Spieler verschiedener Nationen gemeinsam an einem Notenpult und die Verständigung klappte gut.
Über 30 Streicher hatten sich dieses Jahr angemeldet. Eine Probe mit Prof. Volker Dietzsch von der Staatskapelle Dresden. Bild-Autor: St. Viznerová
Trompetenlehrer Alexander Valnov leitet eine Probe der Bläser. Bild-Autor: St. Viznerová
Der Kinderchor probte zunächst separat in der Jugendherberge (Erwachsenenchor und Ballettgruppe bereiteten sich in Bannewitz auf ihre Auftritte vor und kamen erst am zweiten Wochenende dazu).
Neben den anstrengenden, aber sehr freudvollen Proben, die auch von Lehrkräften der Bannewitzer Musikschule geleitet bzw. tatkräftig unterstützt wurden, wanderten die Kinder in der Sächsischen Schweiz, trafen sich zum Ballspiel und zum Singen. Wie im Fluge waren die drei Tage vergangen und einige Eltern der deutschen Kinder konnten zur Abschlussprobe am Sonntag die musikalischen Ergebnisse des ersten Probenwochenendes erleben.
Während die deutschen und tschechischen Kinder an den nächsten Tagen zur Schule gingen, erlebten die weißrussischen Gäste Bannewitz, die Sächsische Schweiz und Dresden. So besuchten sie die Possendorfer Grundschule, fuhren zur Bastei, schauten sich Dresden, vor allem die historische Altstadt an, besuchten die Gemäldegalerie, das Grüne Gewölbe und erlebten eine Führung durch die Semperoper. Gemeinsam mit Bannewitzer Kindern unternahmen sie eine Dampferfahrt auf der Elbe. Als Dankeschön für die gesponserte Schiffspartie gaben sie ein kleines Konzert am Elbufer, doch nach kurzer Zeit brach das Regenunwetter herein und alle mussten auf den historischen Elbdampfer flüchten. Auch im Altenpflegeheim Dippoldiswalde brachten die weißrussischen Musiker ein großes Ständchen, ganz zur Freude der Heimbewohner.
Diese und über 80 weitere Bürger, Firmen und Institutionen hatten die Reise überhaupt ermöglicht, spendeten Geld oder Sachwerte, verzichteten auf Honorare usw. Viele fleißige Helfer des Musikvereins sorgten in diesen Tagen für einen reibungslosen Ablauf, organisierten die Verpflegung und die Betreuung bei den verschiedenen Unternehmungen, wie Stadtführungen und Ausflüge.
Bei einem Ausflug in die Sächsische Schweiz besichtigten die Gäste auch die Bastei.
Bürgermeister Christoph Fröse hatte die weißrussische Delegation ins Rathaus eingeladen. Bei einem Rundgang durch die Possendorfer Grundschule staunten die Gäste auch über die Ausstattung im Werkraum.
Jeden Morgen wurde in der KulturTankstelle geprobt. Das ließen sich die jüngsten Musikschüler vom Musiziergarten (0 bis 2 Jahre) nicht entgehen, besuchten die Probe und staunten.
Toll auch die Anteilnahme einiger Bannewitzer, die den großen weißen Bus an der KulturTankstelle sahen und spontan ihre Hilfe anboten. Dass die Familien in Weißrussland mit sehr wenig Geld auskommen müssen, haben wir bereits im vorigen Amtsblatt berichtet, dass aber noch immer, 30 Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl gerade die Kinder an den Auswirkungen leiden, das war uns nicht bewusst. Noch heute sind die Felder und Wiesen verseucht, sind Milch, Gemüse usw. mit Schadstoffen stark belastet. Um so glücklicher machte uns, wie die Kinder unsere vitaminreiche, gesunde Kost genossen. Danke an dieser Stelle auch denjenigen, die uns Lebensmittel schenkten.
Flötenlehrerin Tomomi Okuno (Japan) und ihr Partner Martin Rotter (Österreich) gaben für die weißrussischen Gäste eine Sondervorstellung, teilweise in russischer Sprache. Die Gäste waren über die „Kleinste Oper der Welt“ begeistert.
Am Freitag, dem 3. Juni trafen sich dann alle Teilnehmer zur gemeinsamen Probe in Bannewitz. Und alle hatten die Tagen zwischen beiden Wochenenden genutzt, um zu üben, der Orchsterklang wurde immer schöner, die Einsätze, das Zusammenspiel noch präziser. Bei bester Stimmung und herrlichem Wetter ging es dann mit zwei großen Reisebussen in die Partnerstadt Dubí. Auch hier war alles gut vorbereitet, zu Mittag gab es böhmische Knödel mit Gulasch, eine Probe und am Nachmittag ein tolles Konzert in der wunderschönen, gut besuchten Kirche der Jungfrau Maria begeisterten Zuhörer und Mitwirkende gleichermaßen.
In der Kirche der Jungfrau Maria unserer Partnerstadt Dubí fand das erste Konzert statt. Bürgermeister Peter Pípal begrüßte die vielen Gäste. Autor: Deník/ Z. Traxler
Inzwischen hatten fleißige Helfer einen zünftigen Grillabend im Garten der KulturTankstelle vorbereitet, anschließend tobten die Kinder nach Herzenslust beim gemeinsamen Spieleabend. Schnell waren typische Spiele aus Weißrussland und Tschechien erklärt, Verständigungsprobleme gab es wie immer nicht. Es wurde viel gelacht, getanzt und gesungen.
Die ausländischen und einige deutsche Teilnehmer besichtigten die Frauenkirche in Dresden.
Am Sonntag besuchten die Teilnehmer die Dresdner Frauenkirche und schauten sich den Fürstenzug an, schließlich bildete das Konzert in der Lukaskirche den krönenden Abschluss des diesjährigen ensemble interregio. Die Bürgermeister von Dubí und Bannewitz waren der Einladung ebenso wie einige Sponsoren gefolgt. Ein sehr abwechslungsreiches Programm von beachtlicher künstlerischer Qualität hielt die Zuhörer in Bann. Mozarts Kleine Nachtmusik (1. Satz), drei Stücke der Peer-Gynt-Suite von Edward Grieg, Pachelbels Kanon für Streicher oder die Titelmusik der Olsenbandenfilme, zwei Stücke von Vivaldi: Der Frühling, tänzerisch gestaltet von einer Ballettgruppe des Musikvereins, und der Winter, gespielt von Tim Wolfsteller auf dem Knopfakkordeon, begleitet vom Streichorchester oder das Spiritual „Deep River“, gesungen von ehemaligen Kammerchormitgliedern, sowie das weißrussische Liebeslied „Stern der Venus“, in Originalsprache vorgetragen von Wiktor Kedalo und dem Chor, begleitet vom Orchester waren einige Höhepunkte.
Eine besonders effektvolle Programmeinlage gab es, als alle Gäste zum Mitsingen aufgefordert wurden. Im Programmzettel war das Volkslied „Geh aus mein Herz“ angekündigt, aber Orchester und Saal intonierten zur völligen Überraschung der Musikschulleiterin Elisabeth Scholz „Zum Geburtstag viel Glück“ um ihr und Stana Viznerova, der Leiterin der Delegation aus Ústí nad Labem, zu ihren Geburtstagen zu gratulieren! Doch nicht nur die beiden, alle Teilnehmer, Dirigenten, Betreuer und Helfer erhielten neben einem kleinen Geschenk als Erinnerung eine kleine Topfpflanze. Ein großes Foto, kurz vor Konzertbeginn geschossen, gab es nach dem Konzert für die ausländischen Delegationen und den musikalischen Leiter Prof. Volker Dietzsch.
Gründe zum Feiern gab es dann am Abend in der KulturTankstelle genug, vor allem Abschied zu nehmen von 27 sympathischen Menschen, die bescheiden und demütig, hilfbereit, überaus freundlich auftraten und sich sehr dankbar zeigten. Am Montag in der Früh machten sie sich auf den weiten Weg und einer 20stündigen Rückfahrt. Ihre Blumen durften sie nicht mitnehmen, dies verbiete der Zoll an der polnisch-weißrussischen Grenze, sagten sie.
Nun stehen die 27 Töpfe im Saal der KulturTankstelle und die Instrumentalensembles, Tanzgruppen und alle Gäste denken so an diese schönen Stunden. Zum nächsten Höhepunkt des Musikvereinslebens, den Bannewitzer KulturTagen am 18. und 19. Juni wollen wir eine Bildershow präsentieren und an das ensemble interregio erinnern.
Am 7. Juni erhielten wir die E-Mail von einem Betreuer, Herrn Wiktor Kedalo, über die geglückte Rückreise. Wir geben sie original und ohne Korrektur wieder, zeigt sie doch die Herzlichkeit und Wärme, die wir in diesen 10 Tagen erleben durften.
Wir bedanken uns für die großartige Unterstützung.
Das Projekt wird gefördert vom Freistaat Sachsen und der Gemeinde Bannewitz. Herzlichen Dank dem Gemeinderat und dem Ortschaftsrat Bannewitz sowie dem Possendorfer Posaunenchor für die Ausleihe der Pauken.
Wir danken den Sponsoren für die Unterstützung, ohne die die Teilnahme der weißrussischen Kinder nicht möglich gewesen wäre: Altenpflegeheim „Johann Hinrich Wichern“ Dippoldiswalde; Dr. med. Gunter Böhme; MdB Klaus Brähmig; Cortez GmbH Dresden; MdL Andrea Dombois; Friedmar Edel Fisch und Feinkost; Landgasthof & Pension Eutschützer Mühle; Taxi- & Mietwagenbetrieb Fleischer; Autohaus Godzik OHG; Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke; Dipl.-Ing.(FH) Andreas Henschke; Erika Hofmann; Gärtnerei Hofmann; Heidi Klein; Kompressorenbau Bannewitz GmbH; Langer EMV-Technik GmbH; Angela Lanz; Stefanie Maurer; Steinmetzmeister Jörg Mettig; Kongregation der Nazarethschwestern vom hl. Franziskus; OBI GmbH & Co. Deutschland KG; Ostsächsische Sparkasse Dresden; Fam. Porschberg; Fam. Preikschat; real,- Bannewitz; Sächsische Dampfschiffahrts-GmbH & Co. Conti Elbsschiffahrts KG; Bildermacherin Beatrice Schwarz; Gerald Seifert; Zahnarztpraxis Dr. Henning Sporbeck: Rainer Thomas; Operamania - Die kleinste Oper der Welt; Bauunternehmen Ortwin Trux; Ursula Warkow; Autohaus Wirthgen Freital sowie einige Unternehmen und Personen, die nicht genannt werden möchten.